Bevor ich vor rund 10 Jahren zum Zhan Zhuang Chi Kung kam, praktizierte ich Wing Chun, einen südchinesischen Gōngfū-Stil (auch Kung Fu – etwas durch harte, geduldige Arbeit Erreichtes). Zum Win Chung kam ich einst, da es sich um einen sehr effektiver Stil zur Selbstverteidigung handelt, welcher ohne schmückendes Beiwerk und unnötige Effekthascherei auskommt.

In dieser Zeit lernte ich bereits einiges über Energie und innere Haltung und chinesische Philosophie, allerdings kam mir der meditative Part, zur Erlangung innerer Stärke, beim Wing Chun eindeutig zu kurz.

Auf der Suche nach einer weiterführenden Alternative stieß ich dann zufällig auf Zhan Zhuang. Von Beginn an war ich vom Charakter dieses Systems fasziniert. Dass es mich zu solchen Erfahrungen führen wird, wie ich sie in den letzten zehn Jahren machen durfte, hätte ich allerdings nicht für möglich gehalten.

Wie bereits erwähnt, gibt es auch beim Zhan Zhuang verschiedene Stilrichtungen. Ich entschied mich für den Xingyiquan-Stil aus der Xingyi-Linie, nach der Ausrichtung von Master Lam Kam Chuen, einem der großen, lebenden Großmeister dieses Stiles. Täglich übte ich die Lektionen, so genau und gewissenhaft es mir möglich war. Ein Jahr lang führte ich zudem ein Zhan Zhuang-Tagebuch, um meine inneren Veränderungen und Wahrnehmungen zu dokumentieren und mit der Lehre von Master Lam und Professor Yu zu vergleichen. Es war der Beginn einer unglaublichen Reise, welche bis heute andauert.

Der attitüdenfreie Xingyiquan-Stil des Zhan Zhuang ist direkt auf das Ziel gerichtet und so ist es mir, neben dem starken Nutzen, zudem sehr sympathisch, dass dieser Stil nicht gerade besonders exotisch „fernöstlich“ aussieht und er sicher nichts ist, um damit Eindruck (vor wem auch immer) zu erhaschen.

Die bei mir erzielten Effekte meiner jahrelangen Zhan Zhuang Praxis sind großartig. Dabei mag es einem mit „westlichen“ Prägungen aufgewachsenen Menschen anfangs schwer fallen, mit Begriffen wie „Chi“ und „Energiearbeit“ umzugehen, aber irgendwann sind sie einfach da – die wundervollen Wirkungen, und spätestens dann es gibt kein Entrinnen mehr vor der Einsicht, dass wir hier im Westen längst nicht alles wissen.

Wie diese Wirkungen aussehen, habe ich bereits beschrieben.

Ich lade Sie dazu ein, Ihren Weg in Ihren ursprünglichen Zustand des Sein zu beginnen. In Ruhe und Klarheit. Voller Energie.

In der zweiten Position – Halte den Ballon

„Ein Zhan Zhuang Meister soll aufgrund seiner inneren Stärke und Selbstbeherrschung unantastbar sein. Keine andere Kampfkunst soll ihm etwas anhaben können. So lud während der japanischen Besatzungszeit im zweiten Weltkrieg der chinesische Zhan Zhuang Meister Wang Xiangzhai per Zeitungsannoncen verschiedene Meister japanischer Kampfkünste dazu ein, sich mit ihm im Kampf zu messen. Diese Kämpfe sind legendär. Keiner der hoch-graduierten Gegner vermochte Wang auch nur ein Haar zu krümmen. Einige wurden daraufhin sogar seine Schüler.
Lao Tzu sagte bereits vor etwa 2700 Jahren: „Wer es geschafft hat, sich zu beherrschen, hat keine Angst vor der Begegnung mit Tigern.“